Saufen,saufen immer nur saufen - Anarchy und ihre Bedeutung
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Der Anarchismus ist eine Weltanschauung, die annimmt, dass die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Form von Hierarchie nicht gerechtfertigt, repressiv und gewaltsam ist, Unterdrückung darstellt, und somit aufgehoben werden muss. Im Mittelpunkt stehen Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung und Selbstverwaltung der Individuen, die Ausübung von Zwang wird zurückgewiesen.

Der Begriff der Anarchie (griechisch αναρχία - an archia; deutsch: ohne Herrschaft) bezeichnet die Idee einer herrschaftsfreien und gewaltlosen Gesellschaft, in der Menschen ohne politischen Zwang (Macht) und Herrschaft gleichberechtigt und ohne Standesunterschiede miteinander leben und sich so frei entfalten können. Ein Mensch, der nach diesen Idealen lebt und/ oder der eine herrschaftsfreie Gesellschaft anstrebt, wird als Anarchist beziehungsweise Anarchistin bezeichnet.

Die daraus resultierenden politischen Denkansätze, die die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit des Staates und des staatlichen Gewaltmonopols bestreiten, bezeichnet man als Anarchistische Theorien.

Bisweilen wird das Adjektiv libertär synonym für „anarchistisch“ verwendet.

 

Definitionsgeschichte

Ursprünglich bedeutet anarchia einfach die Negation von militärischer Ordnung durch Führertum. Homer und Herodot (490 bis etwa 420/425 v. u. Z.) verwendeten den Begriff zur Beschreibung eines Zustandes „ohne Anführer“ oder „ohne Heerführer“, und Euripides (480 bis 407 v. u. Z.) bezeichnet mit anarchia „führerlose Seeleute“.

Aristoteles (384 bis 322 v. u. Z.) definierte die Anarchie als einen „Zustand der Sklaven ohne Herren“. Die Bedeutung von „politischer Herrschaftslosigkeit“ erlangte der Anarchiebegriff offensichtlich erstmals bei Xenophon (um 580 bis 480 v. u. Z.), für den die anarchia das Jahr war, in dem es keinen archon (Herrscher) gab.

Bei den Stoikern, Hedonisten und Kynikern finden sich Ideen, die ein „herrschaftsfreies Gemeinwesen“ befürworten, auch wenn sie selber noch nicht von Anarchie reden. Besonders radikal wurden diese libertären Anschauungen von Zenon von Kition (336 bis 364 v. u. Z.), dem Begründer der Stoischen Schule, vertreten. Gegenüber den autoritären theokratischen Ideen Platons nahm Zenon vom Individuum ausgehend eine – aus heutiger Sicht – durchaus als libertär zu verstehende Gegenposition ein. Auch Aristippos (um 435 bis 366 v. u. Z.), der Sokrates-Schüler und Begründer des Hedonismus, scheint ein herrschaftsfreies Gemeinwesen befürwortet zu haben. Er dachte dabei, wohl ebenso wie Zenon, eher an eine Anarchie der Weisen.

1796 bezeichnete der Kulturphilosoph und Schriftsteller der Romantik, Friedrich von Schlegel (1772 bis 1829), in seinem „Versuch über den Republikanismus“ die Anarchie als „absolute Freiheit“, das heißt als ein im Gegensatz zur Despotie verstandenes Ideal, das „durch Annäherung erreicht werden kann“.

Drei Jahre zuvor hatte Johann Gottlieb Fichte (1762 bis 1814) in seinem „Beitrag zur Berichtigung der Urteile des Publikums über die französische Revolution, ohne den Ausdruck Anarchie explizit zu gebrauchen, die libertäre These vertreten, dass der Staat die Aufgabe habe, sich selbst überflüssig zu machen, und ausdrücklich betont, dass die Menschheit sich diesem Ziel der Staatenlosigkeit immer mehr nähert.

1808 charakterisiert Johann Wolfgang von Goethe die Anarchie als notwendiges Ferment des kulturellen und wissenschaftlichen Fortschritts: „Ob wir gleich, was Wissenschaft und Kunst betrifft, in der seltsamen Anarchie leben, die uns von jedem erwünschten Zweck immer mehr zu entfernen scheint, so ist es doch eben diese Anarchie, die uns nach und nach aus der Weite ins Enge, aus der Zerstreuung zur Vereinigung treiben muß.“ Und 1821 dichtet er in den „Zahmen Xenien“: „Warum mir aber in neuester Welt / Anarchie gar so gut gefällt ? – / Ein jeder lebt nach seinem Sinn, / Das ist nun also auch mein Gewinn. / Ich lass einem jeden sein Bestreben, / Um auch nach meinem Sinne zu leben.“

Ludwig Börne (1786 bis 1837), neben Heinrich Heine einer der geistigen Gründerväter der literarischen Erneuerungsbewegung des „Jungen Deutschland“, war vermutlich der erste, der sich in Deutschland auch in einem politischen Sinn offen für die Anarchie aussprach. In seiner Kritik eines 1825 in Paris veröffentlichten Buches, den „nouvelles lettres provinciales“, befürwortet er sie folgendermaßen:

„Nicht darauf kommt es an, daß die Macht in dieser oder jener Hand sich befinde: die Macht selbst muß vermindert werden, in welcher Hand sie sich auch befinde. Aber noch kein Herrscher hat die Macht, die er besaß, und wenn er sie auch noch so edel gebrauchte, freiwillig schwächen lassen. Die Herrschaft kann nur beschränkt werden, wenn sie herrenlos – Freiheit geht nur aus Anarchie hervor. Von dieser Notwendigkeit der Revolution dürfen wir das Gesicht nicht abwenden, weil sie so traurig ist. Wir müssen als Männer der Gefahr fest ins Auge blicken und dürfen nicht zittern vor dem Messer des Wundarztes. Freiheit geht nur aus Anarchie hervor – das ist unsere Meinung, so haben wir die Lehren der Geschichte verstanden.“

Liberale Vorstellungen lassen sich auch bei Wilhelm von Humboldt (1767 bis 1835) finden, wie zum Beispiel in seiner Schrift „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen“, welches er nach eigenem Zeugnis mit der Intention verfasste, „der Sucht zu regieren entgegenzuarbeiten“.

In der Schrift „Die Philosophie der Tat“, die 1843 als Artikelserie in der von Georg Herwegh herausgegebenen Zeitschrift Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz erschien, definierte Moses Hess (1812 bis 1875) Atheismus und Kommunismus als analoge Erscheinungsformen der Anarchie:

„Die Anarchie, auf welche sich die beiden Erscheinungsformen, Atheismus und Kommunismus zurückführen lassen, die Negation aller Herrschaft, im geistigen wie im sozialen Leben, erscheint zunächst als schlechthinige Vernichtung aller Bestimmung, mithin aller Wirklichkeit. Aber es ist in der Tat nur das äußerliche Bestimmtwerden, die Herrschaft des einen über den anderen, was die Anarchie aufhebt. Die Selbstbestimmung wird hier so wenig negiert, daß vielmehr deren Negation (die durch 'das Bestimmtwerden von außen' gesetzt (wird)) wieder aufgehoben wird. Die durch den Geist geschaffene Anarchie ist nur eine Negation der Beschränktheit, nicht der Freiheit. Nicht Schranken, welche der Geist sich selbst setzt, bilden den Inhalt seiner freien Tätigkeit – also dieses Sichsetzen, Sichbestimmen oder Sichbeschränken ist es nicht, was vom freien Geist negiert werden kann, sondern das Beschränktwerden von außen.“

Unüberhörbar ist auch das individualanarchistische Credo in den von Moses Hess zu dieser Zeit veröffentlichten Schriften. Noch vor Max Stirner propagierte er die Autonomie des Individuums:

„Der Wert der Anarchie besteht darin, daß das Individuum wieder auf sich selbst angewiesen wird, von sich ausgehen muß ... Wenn ich an eine Macht außer oder über meinem Ich glaube, so bin ich von Außen beschränkt ... Ebenso kann ich im sozialen Leben mich selber bestimmen, in dieser oder jener bestimmten Weise tätig sein, ohne eine äußere Schranke meiner Tätigkeit anzuerkennen – ohne einem Anderen das Recht einzuräumen, mich zu beschränken.“

Umgangssprachlich und von seinen politischen Gegnern wird der Begriff Anarchie jedoch oft mit Unordnung, Zerstörung und Chaos gleichgesetzt. Als politisch diffamierendes Schlagwort gegen andere ist der vom Begriff Anarchie abgeleitete Ausdruck Anarchist erst seit der französischen Revolution bekannt. Allem Anschein nach war es der Girondist Jacques Pierre Brissot, der den Begriff Anarchist in einer Wahlrede vom 23. Mai 1793 als erster zur Diskreditierung des politischen Gegners benutzte.

In den 1970er Jahren wurden die deutsche Rote Armee Fraktion (RAF) und andere als terroristisch geltende Gruppierungen wegen ihrer extremen Militanz, mit der sie bis zur tödlichen Konsequenz für andere und sich selbst gegen Symbolfiguren der herrschenden Staatsgewalt aus Politik, Wirtschaft und Justiz vorgingen, fälschlich als anarchistisch bezeichnet und angesehen; dabei waren sie nachweislich revolutionär-sozialistisch und nicht anarchistisch ausgerichtet. Vor allem die Berichterstattung über die RAF in den meisten öffentlichen Medien führte zu einer „negativen Besetzung“ der Begriffe Anarchie und Anarchismus in der Bundesrepublik Deutschland.

Anarchie als Ideal

Eine Denkrichtung sieht die Anarchie lediglich als eine Idealvorstellung, der man sich nur annähern kann. Aus der Betrachtung, dass Anarchie das Ideal sein würde, wäre ein aufkommender Staat nichts anderes als eine kriminelle Organisation, die anarchistische Menschen unterjocht und deren Eigentum entwendet. Insofern unterscheidet sich ein Staat nicht von einer Mafia oder anderen Kriminellen, welche es auch in einer Anarchie geben würde. Der Unterschied ist nur, was man dabei unter einem Staat versteht. Die übliche Vorstellung von Staat ist, dass es sich um eine legitime Einrichtung handle. Dies ist aber aus der Sicht von Anarchisten eben nicht der Fall. Die historische Definition von Franz Oppenheimer in Der Staat ist dazu: „die Organisation legitimierter Plünderei“. Wenn man also einen Staat gedanklich gar nicht anerkennt - und das tun Anarchisten ja auch nicht –, dann lebten wir bereits in Anarchie, nur dass sich diese Vorstellung wiederum aus der reinen Definition von Herrschaftlosigkeit verbieten würde.

Anarchie als Lebenshaltung

Zunächst war die anarchistische Idee ein Gedankenmodell für das gesellschaftliche Leben ohne politische Ausrichtung. Aufgrund der – seit Jahrtausenden in vielen Kulturen bestehenden – auf Autorität beruhenden Organisation des Zusammenlebens war jedoch ein revolutionäres, politisches Element im Anarchismus schon immer latent vertreten. Der Anarchismus ist dennoch eher als philosophische denn als politische Strömung zu sehen, und viele Anarchisten lehnen auch heute noch eine Beteiligung am politischen System oder anderen konkreten Aktionen kategorisch ab. Sie sind der Meinung, der Zustand der Herrschaftslosigkeit könne den Menschen nicht aufgezwungen werden, da dies ein klassisches Paradoxon sei. Vielmehr müsse sich die Gesellschaft von innen heraus einem Zustand der Anarchie immer weiter nähern. Das ist auch der Grund, warum Anarchisten im Laufe der Geschichte immer wieder an Revolutionen beteiligt waren: Sie wollten die Gesellschaft verbessern, um so ihrem Ziel näher zu kommen. Es war jedoch nicht ihre Absicht, den Zustand der Anarchie zu erzwingen. Praktisch war der bewaffnete revolutionäre Kampf oftmals Mittel der Selbsterhaltung.

Siehe auch: Anarchopazifismus

Aktionsformen

Der Anarchismus hat stets versucht, direkt politisch zu handeln. Aus diesem Ansatz leiten sich verschiedene Aktionsformen ab, wie zum Beispiel der in der Regel gewaltlose, auch von bürgerlichen Protestbewegungen angewandte zivile Ungehorsam oder die auch militante Aktionen beinhaltende Direkte Aktion.

Historische Richtungen des 20. Jahrhunderts

Im zwanzigsten Jahrhundert bildeten sich aber auch politische Strömungen heraus, deren Selbstverständnis es ist, anarchistisch zu sein, obwohl man sie mit dem klassischen Anarchismus nur noch schwer in Verbindung bringen kann. Hier gibt es nun im Wesentlichen zwei Richtungen:

Der so genannte Anarchokapitalismus spricht sich bewusst gegen den Staat aus, da die Teilnahme am Staat erzwungen ist. Der „Links“-Anarchismus hatte dagegen nicht nur den Zwang des Staates im Auge, sondern auch strukturelle Ziele, die für sich genommen gegebenenfalls auch herrschaftliche Instrumente verlangten, um sie überhaupt durchsetzen zu können.

Der „linke“, kommunistische Anarchismus strebt dagegen eine Gesellschaft an, dessen politische Entscheidungen von der Basis ausgehen. Dazu wird Selbstorganisation von den Vertretern dieses Anarchismus als Mittel angesehen. Das Leben solle auf kleinstmöglicher politischer Ebene geregelt werden. Als wichtigste politische Einheit gelten demnach Stadtteilorganisationen, in denen lokale Angelegenheiten gemeinsam zu entscheiden sind. Demnach solle der Mensch die ihn betreffenden Entscheidungen selbst gemeinsam mit anderen fällen dürfen, weshalb sich diese Anarchisten auch immer gegen den Staat wenden, da er gewaltgesetzt ist und in der bürgerlichen Demokratie die Politik immer nur von einer kleinen Machtgruppe (Politiker/Konzern/Parteien), das heißt oligarchisch entschieden werde.

Zu einer gerechten Gesellschaft gehöre eine gerechte Wirtschaft, weshalb Anarchisten autoritäre Wirtschaftsordnungen, wie die von einigen Marxisten gefordert, ablehnen, und eine selbstorganisierte Wirtschaft anstreben. Wenn jedoch ein selbstorganisierter reicher Bereich des Gemeinwesens mit einem selbstorganisierten armen Bereich die Lasten angemessen zu teilen nicht bereit ist, ist dies nach linkem Verständnis aber erst recht ungerecht. Dies ist das Problem, wenn Teile des gesellschaftlichen Besitzes einer Minderheit gehören.

Richtungen

Grundformen

Anarchistische Richtungen mit Grundlagen im 19. Jahrhundert (einschließlich der Mischformen)

Andere, neuere oder in der Definition teilweise umstrittene Formen des Anarchismus

  • Libertarismus – Freiheit des Individuums steht im Vordergrund (Mischform zwischen individualistischem Anarchismus und kapitalistischem Liberalismus)
  • Anarchokapitalismus – kapitalistisch orientierter Anarchismus; Eigentum als zentrale Idee; der Staat wird abgelehnt.
  • Anarchafeminismus – Angesichts einer Vorherrschaft der Männer, die zu bekämpfen sei, wird der Anarchismus als Möglichkeit der Emanzipation gesehen
  • Postanarchismus
  • Situationismus – die französische Variante von 1968 (Studentenbewegung, Mai-Unruhen), Forderungen unter anderen Abschaffung der Ware, der Arbeit, der Hierarchien, Aufhebung der Trennung zwischen Kunst und Leben
  • Neo-Anarchismus – Historische Erscheinungsform im Zuge der 68er Bewegung.
  • Folk-Anarchy – ist eine in den letzten Jahren sich in den USA entwickelnde post-left anarchistische Strömung. Dieser Ansatz findet sich in Netzwerken wie CrimethInc. und der Curious George Brigade, die sich gegen die nostalgische Theorie- und Personenbezüge richten und eine „Do it yourself“-Praxis (DIY) forderen: „eine Anarchie geschaffen von gewöhnlichen Menschen, die außergewöhnliche Leben leben, genannt Folk-Anarchy.“ (Curious George Brigade in DIY. Von Anarchie und Dinosauriern).

Geschichte

16. Jahrhundert

Zu den Vorläufern des Anarchismus wird Étienne de La Boétie gezählt, der im Alter von 18 Jahren das grundlegende Werk Von der freiwilligen Knechtschaft schrieb. La Boétie nahm damit ein Thema vorweg, das im 20. Jahrhundert Antonio Gramsci und Wilhelm Reich wieder aufgriffen. Die Diktaturen stützen sich keineswegs nur auf Repression, häufig können sie sich der Zustimmung der Massen ziemlich sicher sein.

18. Jahrhundert

Bereits 1793 formuliert William Godwin in seinem Werk Enquiry concerning political justice, dass jedwede obrigkeitliche Gewalt als ein Eingriff in die private Urteilskraft anzusehen ist. Seine Ideen wurden jedoch lange Zeit nicht aufgenommen. Erst Pierre Joseph Proudhon stellt die wesentlichen Elemente des Anarchismus in seinem Werk Qu'est-ce que la propriété? ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement (1840) (Was ist Eigentum? oder Forschungsarbeiten zum Grundsatz des Rechts und der Regierung) zusammen und formuliert: „Eigentum ist Diebstahl.“

19. Jahrhundert

Terrorismus – Die „Schwarze Internationale“

Später, im 19. Jahrhundert, waren es Revolutionäre wie Michail Bakunin, die eine Notwendigkeit von politisch motivierter Gewalt zur Verteidigung der Arbeiterklasse gegen Unterdrückung durch die herrschende Klasse darlegten.

Michail Bakunin
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Michail Bakunin

Bakunin war schon während der Märzrevolution von 1848/1849 auch an führender Stelle bei regionalen Aufständen beteiligt, beispielsweise im Mai 1849 im Königreich Sachsen am Dresdner Maiaufstand, der die Anerkennung der vom König und weiteren führenden Fürsten des Deutschen Bundes abgelehnten Paulskirchenverfassung und die Durchsetzung einer demokratischen Republik in Sachsen (vgl. Reichsverfassungskampagne) zum Ziel hatte, aber von sächsischem und preußischem Militär niedergeschlagen wurde.

Einige der frühen Anarchisten unterstützten politische Gewalt durch Bombenattentate oder die Ermordung von Staatsoberhäuptern wie Zar Alexander II. von Russland (1881).

Diese Aktionen, von Peter Kropotkin anlässlich eines internationalen revolutionären Kongresses 1881 in London als „Propaganda der Tat“ bezeichnet, wurden aber von anderen als kontraproduktiv oder ineffektiv angesehen.

Schon einige Jahre zuvor hatten symbolträchtige Anschläge auf Kaiser Wilhelm I. und die Könige von Spanien und Italien stattgefunden. Am 24. Juni 1894 aber tötete der junge italienische Einwanderer Sante Jeronimo Caserio, der dem anarchistischen Umfeld zuzurechnen war, den französischen Präsidenten Sadi Carnot. Dies war der Höhepunkt einer ganzen Serie von anarchistisch motivierten terroristischen Anschlägen in Frankreich. Weiterhin zu erwähnen ist der Anarchist Leon Czolgosz, der am 6. September 1901 in Buffalo (New York) auf den Präsidenten William McKinley schoss. McKinley starb acht Tage später.

Die Attentate führten dazu, dass die gesamte internationale Gemeinschaft sich bedroht fühlte. Es war nicht allein Frankreich von solchen Attentaten betroffen. Die 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts wurden als ein „Jahrzehnt der Bomben“ bezeichnet. Anschläge mit Dynamit – einer ganz neuen Erfindung – in rascher Folge richteten sich gegen Monarchen, Präsidenten und Minister. Andere trafen offizielle Gebäude.

Die Häufung der mehr oder weniger zeitgleichen Attentate in verschiedenen Ländern erweckte den Eindruck, es gebe eine Art „Schwarze Internationale“ und führte zu einer Zusammenarbeit der internationalen Staatengemeinschaft gegen den Anarchismus. Das Konzept der Schwarzen Internationale wurde zu einem Kampfbegriff und führte aufgrund der terroristischen Anschläge von Anarchisten zu einer Reduktion des Anarchismus auf Terroranschläge.

Kommunistischer Anarchismus

Peter Kropotkin
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Peter Kropotkin

Peter Kropotkin entwickelte in seinem Buch Gegenseitige Hilfe (1897) den kommunistischen Anarchismus, dessen wissenschaftlicher Aspekt auf der Evolutionstheorie basiert, sich jedoch gerade gegen Sozialdarwinismus ausspricht. Die Zusammenarbeit verschiedener Individuen ist ein sehr starker Faktor gegenüber dem Konkurrenzkampf. Zusammenschlüsse von Individuen gibt es auf verschiedensten Entwicklungsstufen des Lebens.

20. Jahrhundert

Im frühen 20. Jahrhundert wurden in Europa die Anarchistengruppen in Russland auch von den Kommunisten (vgl. auch Kommunistische Partei) verdrängt beziehungsweise gewaltsam niedergeschlagen (Säuberungsaktionen gegen Anarchisten gegen Ende der russischen Revolution, Niederschlagung des anarchistischen Aufstandes in Kronstadt). Schon in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte der Konflikt um die revolutionäre Führungsrolle einer Partei zwischen Karl Marx und Michail Bakunin bis 1876 zur Auflösung der Ersten Internationalen (genauer der Internationalen Arbeiterassoziation, IAA) geführt.

Arbeiterbewegung

Anarchisten spielten in vielen Arbeiterbewegungen, Aufständen und Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts eine Rolle. Dazu gehören etwa die Mexikanische Revolution von 1910 bis 1919 mit der Bauernarmee unter Führung von Emiliano Zapata, die Oktoberrevolution 1917 in Russland und die nach ihrem führenden Partisanen Nestor Machno benannte Bewegung der Machnowzi (Machnotschina = Machnobewegung) zwischen 1917 und 1921 in der Ukraine; auch in der kurzlebigen Münchner Räterepublik von 1919 waren zeitweise Anarchisten wie Gustav Landauer und der Dichter Erich Mühsam an der Räteregierung beteiligt; ebenso im Spanischen Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Gruppen der Republikaner und der faschistischen Bewegung unter General Franco zwischen 1936 und 1939. In diesem Bürgerkrieg dominierten Anarchistengruppen, insbesondere die große und einflussreiche anarchosyndikalistische Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT) mit ihrem militanten Arm, der anarchistischen Federación Anarquista Ibérica (FAI), große Teile des östlichen Spaniens. Auch heute noch ist die 1922 gegründete anarchosyndikalistische Internationale ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) in vielen Ländern Amerikas und Europas in Arbeitskämpfen aktiv.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich hauptsächlich in den USA die neue politische Theorie des Rechts-Libertarismus. Diese Ideologie ist gegen den stetig wachsenden Einfluss des Staates auf die Wirtschaft und ist dem klassischen Liberalismus des 18. und frühen 19. Jahrhunderts näher als den bisherigen linken anarchistischen Traditionen. Dieser Libertarismus wird aber von den meisten Anarchisten anderer Richtungen als reinste Form des Kapitalismus abgelehnt.

Studentenbewegung

Mit der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre stieg das öffentliche Interesse am Anarchismus. Innerhalb der Studentenbewegung gab es eine anarchistische Strömung. Auch im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS), der sich zum Sammelbecken der gesamten Bewegung entwickelte, waren Anarchisten vertreten. Teilweise kam es zu gemeinsamen Protestaktionen mit Personen, die sich nicht dem Anarchismus zuordneten. In Großbritannien entstand Ende der 70er Jahre der Punk als eine anarchistisch geprägte Subkultur. Vor allem die Mitglieder der Band Crass sind hier als engagierte Anarchisten und Pazifisten zu nennen. Des Weiteren hatte der Anarchismus für die Neue sozialen Bewegungen (NSB) eine theoretische und praktische Bedeutung. Innerhalb der Autonomen, als linksradikalem Flügel der NSB, gab und gibt es eine große libertäre Strömung. Ende der 90er Jahre nahmen Anarchisten eine postmoderne und poststrukturalistische Theorie auf. Dieser theoretische Ansatz wird unter dem Begriff Postanarchismus zusammengefasst.

Anarchismus heute

Anarchistische Gruppen existieren weiterhin weltweit. In den anglo-amerikanischen Ländern hat der Anarchismus in den letzten Jahren durch den dort auch anarchistisch geprägten Protest gegen die Globalisierung (EZLN) bei einigen Bevölkerungsschichten wieder ein wenig Ansehen erlangt.

In Deutschland existieren weiterhin klassische Anarchisten, einige Bedeutung haben die anarcho-syndikalistische FAU/IAA und die anarcho-pazifistische Graswurzelrevolution. Autonome, Punks und Hardcores gelten zumindest als stark vom Anarchismus beeinflusst.

Andererseits sind auch Bewegungen wie die Freie-Software-Szene nicht hierarchisch, sondern netzwerkartig strukturiert, und stellen so für manche Betrachter eine Form verwirklichter Anarchie dar.

In der Philosophie der Postmoderne werden nichthierarchische Formierungen von Gesellschaft, wie sie etwa Gilles Deleuze als Rhizom beschrieb, gegenüber dem alten Baum-Modell häufig favorisiert.

Symbole

Allgemein

Entsprechend der Definition des Anarchismus als „herrschaftsfrei“, wird von vielen Anarchisten grundsätzlich die Berechtigung von Symbolen, Flaggen oder auch Hymnen (zum Beispiel von Nationalstaaten und anderen) kritisiert und der „Respekt“ in Form von Achtungserweisen vor ihnen verweigert. Aus diesem Grund wird von manchen auch eine entsprechende Symbolik, die stellvertretend für den Anarchismus oder eine Teilbewegung des Anarchismus stehen soll, abgelehnt.

Trotz der Kritik an Symbolen aus den eigenen Reihen wurden schon immer auch von Anarchisten und anarchistischen Gruppen Symbole verwendet. Peter Kropotkin, der Begründer der Theorie des Kommunistischen Anarchismus im 19. Jahrhundert, propagierte die rote Flagge als gemeinsames Symbol mit dem Sozialismus und Kommunismus. Darüber hinaus entwickelten sich im 19. und 20. Jahrhundert weitere eigene Symbole. Die bekanntesten sind heute das eingekreiste A, sowie eine einfache schwarze Flagge. Das Schwarz zeigt kein Herrschaftssymbol an und wird somit als Negation der Herrschaft angesehen.

Die anarcho-syndikalistische Bewegung verwendet oft die Farben schwarz und rot zusammen, in der Fahne diagonal schwarz-rot beziehungsweise rot-schwarz in zwei gleich große entsprechend gefärbte Dreiecke geteilt. Diese Symbolik taucht auch in einem ähnlich gestalteten rot-schwarzen fünfzackigen Stern auf.

Anarcho-Zeichen

Das Anarcho-Zeichen, ein „A“ in einem Kreis, ist wohl das bekannteste Anarchismussymbol. Laut Peter Marshall (Demanding the Impossible S. 558) bezeichnet das eingekreiste „A“ Pierre Joseph Proudhons Maxime „Anarchie ist Ordnung“.

Der Ursprung des eingekreisten Buchstabens „A“ ist aber immer noch unklar. Die erste öffentliche Verwendung dieses Symbols von Anarchisten geht wahrscheinlich auf den Spanischen Bürgerkrieg zwischen 1936 und 1939 zurück. Oftmals wird seine Verwendung in der Gegenwart – seit etwa Anfang der 80er Jahre – mit der Punk-Bewegung in Verbindung gebracht.

NRK

Selten wird die Buchstabenkombination NRK als lautmalerische Abkürzung für anarchy verwendet: Werden die drei Buchstaben englisch und schnell ausgesprochen, ergibt sich das englische Wort für Anarchie – anarchy.

Mischformen

Kritik am Anarchismus

Da der Anarchismus keine Staatsform darstellt, er im Gegenteil staatliche Herrschaft ablehnt, fallen der Entwurf und die Umsetzung von Gegenmodellen zu gängigen Staatsstrukturen schwer. Die meisten Gegenmodelle abseits des Anarchismus hinterfragen kaum oder gar nicht den Staat als solches und können daher viel mehr auf einem bestehenden Verständnis aufbauen. Aufgrund der Kritik staatlicher (Herrschafts-)Strukturen an sich kann es auch kein Beispiel eines „anarchistischen Staates“ geben.

Für viele Kritiker des Anarchismus stellt sich die Frage, wie Gewaltenteilung, die Gewährleistung der Menschenrechte und der Justiz, der Infrastruktur zur Versorgung der Menschen, der Bildung und anderem im Anarchismus realisiert werden sollten, zumal dann, wenn die Umsetzung des Anarchismus sich auf größere Gesellschaften auswirken soll.

Dennoch gab es historisch mehrere Versuche, anarchistische Strukturen, zumindest in Ansätzen, auch in größeren Gesellschaften umzusetzen, beispielsweise bei der Pariser Kommune 1871, in der Ukraine zwischen 1917 und 1922 durch die Machnotschina, zeitweilig in der Münchner Räterepublik 1919 oder während des Spanischen Bürgerkriegs zwischen 1936 und 1939 in Katalonien und dessen Hauptstadt Barcelona durch die CNT. Alle diese Umsetzungsversuche anarchistischer Gesellschaftsorganisation scheiterten in der Regel nicht aus sich selbst heraus, aber teilweise doch relativ schnell durch gewaltsame Niederschlagung von außen. Relativ lange konnten sich das anarchistische Modell der Machnotschina unter den Bedingungen des Russischen Bürgerkriegs sowie der Anarchosyndikalismus in Katalonien unter den Bedingungen des Spanischen Bürgerkriegs halten. Kritiker betrachten diese längerfristigeren Ausnahmen als Nischenmodelle, da die Gegner des Anarchismus zunächst vorrangig andere Feinde hatten, gegen die auch Anarchisten zeitweilig Verbündete waren. In Russland waren diese Feinde die konterrevolutionären „Weißen Armeen“, in Spanien waren dies die faschistischen Truppen Francisco Francos.

Auch wird den Anarchisten vorgeworfen, dass in den genannten Beispielen die selektive Konzentrierung der Macht in bevorzugten, wenn auch bis dahin eher machtlosen, Gruppen (Arbeiterräte, Soldatenräte, Gewerkschaften, Partisanenbewegungen) wiederum eine Herstellung einseitiger Herrschaftsstrukturen unter Ausschluss weiterer Bevölkerungsschichten darstelle. Weiterhin wird in diesem Sinne behauptet, dass es noch nie, weder aktuell noch historisch, eine Gesellschaft ohne Herrschaftsstrukturen gab beziehungsweise gibt. Grundsätzlich unterscheiden sich aber anarchistische Vorstellungen von beispielsweise marxistischen auch dadurch, dass sie niemanden ausschließen wollen (wie bei der Diktatur des Proletariats) und jegliche Machtkonzentration einzelner Gruppen ablehnen (anarchistisches Rätemodell). Räte sollten in allen Bevölkerungsschichten entstehen. Historisch allerdings wandten sie sich gegen diejenigen, die real (nach Ansicht der Anarchisten illegitim) konzentrierte Macht innehatten und sich durch Anarchisten daher bedroht sahen.

Obgleich Ideen des Anarchismus Impulse für das Herausbilden von Demokratien und Formen des Arbeitskampfes gegeben haben, besitzt der Anarchismus in der Gegenwart kaum Unterstützung in der Mehrheit der Bevölkerung. Zudem wird er oftmals fälschlich (siehe: Anarchie) mit einem Zustand des Chaos assoziiert. Vorgeworfen wird dem Anarchismus auch ein Teil seiner Geschichte, bei dem viele gewaltsame Anschläge verübt wurden.

Heutzutage stehen auch den Anarchisten nahestehende Gruppierungen wie die sogenannten Autonomen seitens der Gesellschaft in der Kritik wegen ihres teilweise gegnerischen Verhältnisses zum bürgerlichen Recht und dem Gewaltmonopol des Staates.

Diskussionen um den Anarchismus drehen sich auch häufig um die Frage, ob es eine naturgegebene oder gottgegebene Ordnung der Gesellschaft im Sinne einer Hierarchie gibt, die bereits im Wesen des Menschen angelegt sei. Dieser Konflikt spiegelt sich ebenfalls in der Wissenschaft, die sich darüber nicht einig ist (vgl. auch Biologismus), aber darauf verweist, dass die Mehrzahl der bisherigen Gesellschaftsmodelle hierarchisch aufgebaut waren.

Bedeutende Anarchistinnen und Anarchisten

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